Ressourcenschonende KI: Nachhaltig von Anfang an
Shownotes
KI braucht viele Ressourcen, Daten und hochqualifizierte Menschen, die sie trainieren. Es ist wichtig herauszufinden, was an Manpower, Energie, Datenmenge und Datenspeicher wirklich nötig ist, damit die KI erfolgreich und nachhaltig eingesetzt werden kann.
Dr. Paulina Prantl (geb. Sierak) erklärt im Podcast warum es bereits zu Beginn einer Projektphase sinnvoll sein kann, die Ressourceneffizienz der KI selbst in den Vordergrund zu stellen.
Mehr Informationen zum Thema Ressourcenschonende KI gibt es hier: https://www.iis.fraunhofer.de/de/magazin/serien/serie-nachhaltigkeit/digital-nachhaltig-sustainable-development-goals/ressourcenschonende_ki_nachhaltigkeit.html
Transkript anzeigen
00:00:00: Frauenhofer IES Podcast
00:00:06: Herzlich willkommen zu einer neuen Podcastfolge des Frauenhofer IES.
00:00:09: Wer mich noch nicht kennt, ich bin Julian Hörndlein, ich bin freier Wissenschaftsjournalist
00:00:14: und ich blicke regelmäßig hinter die verschiedenen spannenden Forschungsthemen am Frauenhofer
00:00:19: IES.
00:00:20: Heute soll es um künstliche Intelligenz gehen, und zwar aus einer ganz besonderen Perspektive.
00:00:25: Ich stelle mir nämlich die Frage, wie ressourcenschonende KI zu mehr Nachhaltigkeit beitragen kann.
00:00:31: Dazu möchte ich wissen, wie künstliche Intelligenz im Kontext der Nachhaltigkeit zu verorten ist,
00:00:37: auf welcher Aspekt es zu achten gilt und ob KI auch künftig eigentlich dem Ruf anhaften
00:00:41: wird, unglaublich energieintensiv zu sein.
00:00:44: Also wir erinnern uns vielleicht alle an die Anfänge von Chatchi Pt, da wurden angeblich
00:00:49: 500 Megawatt Stunden an Strom pro Tag verbraucht.
00:00:52: Diese und mehr Fragen möchte ich jetzt mit einem Experting klären.
00:00:56: Dazu habe ich mir Dr. Paulina Sirak in den Podcast eingeladen.
00:00:59: Hi Paulina, schön, dass du da bist.
00:01:01: Hi Julian, danke für die Einladung.
00:01:03: Du bist Abteilungsleiterin Analytics bei der Arbeitsgruppe für Supply Chain Services
00:01:08: des Frauenhofer IES in Nürnberg und München.
00:01:11: Was sind denn deine Themen?
00:01:13: Ja, wir in der Abteilung Analytics, wir beschäftigen uns damit wie man mit künstliche Intelligenz-Ressourcen
00:01:19: in Wertschöpfungsnetzen schonen und damit dann auch Lieferketten resilienter gestalten
00:01:24: kann.
00:01:25: Wir nutzen dazu ein Unternehmen vorhandenen Daten, um Transparenz zu schaffen, Zusammenhänge
00:01:29: zu identifizieren und dann daraus entsprechende Entscheidungen abzuleiten, um eben nachhaltiger
00:01:35: und resilienter zu werden.
00:01:36: Und um das zu tun, haben wir verschiedene Gruppen bei uns in der Abteilung, die unterschiedliche
00:01:41: Kompetenzen auch aufweisen.
00:01:42: Einerseits betrachten wir über unterschiedliche Ansätze Prognosen und Optimierungen von Einzelprozessen
00:01:49: und Prozessketten.
00:01:50: Andererseits schauen wir aber auch darauf, wie man den RKI-Entwicklungsprozess vereinfachen
00:01:56: kann und damit auch Ressourcenspaar machen kann, um noch mehr Einsatzmöglichkeiten innerhalb
00:02:02: der Supply Chain zu ermöglichen.
00:02:04: Gut, zu Beginn habe ich jetzt schon mal gesagt CO2-Verbrauch.
00:02:08: Du bist aufs Thema Ressourcensparen eingegangen.
00:02:10: Nachhaltigkeit gibt es auch noch.
00:02:12: Das sind alles Begriffe, die in der Öffentlichkeit in einem ähnlichen Kontext verwendet werden.
00:02:16: Bevor wir jetzt auf künstliche Intelligenz eingehen, möchte ich kurz nochmal Licht
00:02:21: in diesen Begriffsschungel bringen.
00:02:22: Wenn du, wenn wir über Nachhaltigkeit sprechen, was meint ihr am Fraunhofer IES denn damit?
00:02:27: Ich kann mich noch daran erinnern, dass man das Wort "nachhaltig" dann im Alltag in
00:02:32: Verbindung gebracht hat, wenn Dinge, sei es Produkte, Prozesse, Veränderungen usw.
00:02:36: und so vor, wirklich lange in Bestand hatten.
00:02:39: Und das ist in meiner persönlichen Vorstellung auch nach wie vor der Begriff der Nachhaltigkeit.
00:02:44: Aber heutzutage wird dieser Begriff ja häufig in den Kontext der Ökologie gesetzt.
00:02:49: Das heißt, dass endliche Ressourcen aufgrund der Präsens- und Relevanz hauptsächlich
00:02:54: im Fokus stehen und damit halt einfach meistens thematisiert werden.
00:02:58: Aber es gibt ein 3-Sollen-Modell der Nachhaltigkeit.
00:03:02: Das betrachtet nicht nur die Ökologie, sondern eben auch Ökonomie und soziale Aspekte.
00:03:09: Kannst du kurz erklären, wie diese 3-Sollen zusammenhängen?
00:03:13: Ja, das 3-Sollen-Modell, von dem ich gerade gesprochen habe, betrachtet eben, wie gesagt,
00:03:19: Ökologie, Ökonomie und eben Soziales und sagt, dass all diese Säulen im Gleichgewicht
00:03:24: stehen müssen, damit wirkliche Nachhaltigkeit erzielt werden kann.
00:03:28: Also das bedeutet auch, also wenn wir das insbesondere in die heutige Zeit anpassen,
00:03:32: ökologische Aspekte oder ökologische Anpassungen haben, nur dann wirklichen Bestand, wenn sie
00:03:37: auch ökonomisch umsetzbar sind und sozial angenommen werden.
00:03:41: Die Projekte, die wir in der Arbeitsgruppe für Supply Chain Services betrachten, zahlen
00:03:46: auf all diese Säulen ein in unterschiedliche Maße, würde ich sagen.
00:03:50: Da wir uns aber hauptsächlich mit Wertschöpfungsnetzwerken beschäftigen, vermutlich primär in die
00:03:56: ökonomische Nachhaltigkeit, damit zahlen wir aber auch auf eines der Nachhaltigkeitsziele
00:04:02: der ARGEN2031, Industrie, Innovation und Infrastruktur.
00:04:06: Und das ist das Sustainable Development Goal Nummer 9 in der ARGEN2030.
00:04:11: Genau, bleiben wir da vielleicht mal kurz, um unseren Hörerinnen und Hörern zu erklären,
00:04:16: was es mit den Sustainable Development Goals oder den SDGs eigentlich auf sich hat.
00:04:20: Die Vereinten Nationen, die haben 2016 diese SDGs eben in Kraft gesetzt.
00:04:25: Das sind Ziele für eine nachhaltige Entwicklung auf Deutsch und die betrachten jeweils ganz
00:04:30: verschiedene Bereiche.
00:04:32: Du hattest das neunte Ziel gerade angesprochen.
00:04:34: Da geht es um nachhaltige Entwicklung in der Industrie und auch in der Infrastruktur, aber
00:04:38: es gibt auch ganz viele weitere Ziele aus einem relativ breiten Feld.
00:04:42: Genau.
00:04:43: Gut, dann schon mal vielen Dank für diesen ersten Einblick.
00:04:47: Dann möchte ich jetzt gleich tiefer einsteigen in die Technologie der künstlichen Intelligenz.
00:04:51: Ich habe vorhin in der Einleitung ja schon erzählt, dass KI im Ruf steht mit Chatchi
00:04:56: Petit zum Beispiel sehr energieintensiv und daraus vielleicht auch eher klimaschädlich
00:05:01: zu sein.
00:05:02: Wie positioniert sich denn aus deiner Sicht KI in den drei Säulen, die du uns gerade
00:05:06: gezeigt hast?
00:05:07: Ich würde sagen, es hängt davon ab.
00:05:11: Also das stimmt schon, was du sagst, dass insbesondere das Training von KI-Lösungen
00:05:15: super energieintensiv ist.
00:05:17: Und je mächtiger das Modell ist, desto höher ist auch der Energiebedarf bei dem Ganzen.
00:05:22: Am Ende hängt es aber wie bei jeder anderen Technologie davon ab, wofür KI eingesetzt
00:05:27: wird und welchen Nutzen KI tatsächlich bringt.
00:05:29: Ich persönlich finde, aber man sollte auch die Vorteile der Technologien und Fokusrücken,
00:05:35: die in den Medien nicht so stark betrachtet werden.
00:05:37: Hast du dafür ein Beispiel?
00:05:39: Ja, starten wir mal mit der Säule der Ökologie und wie KI dort eben einen Mehrwert bringen
00:05:45: kann.
00:05:46: Wir haben beispielsweise auch explizite Projekte in diesem Bereich, der Energieversorgung
00:05:50: beispielsweise, um durch KI Energienetze optimal auszulasten und somit Verschwendung
00:05:55: zu reduzieren beispielsweise.
00:05:57: Gleiches tun wir auch in Bezug auf Prognosen von Bedarfen, zum Beispiel im Großhandel,
00:06:02: sodass keine unnötigen Mengen bestellt und damit Müll generiert wird.
00:06:05: Oder eben auch ein weiteres ein alltägliches Beispiel sind auch Navigationssysteme oder
00:06:12: explizit auch was bei unserer Abteilung betrifft Routenoptimierungen, sodass mittels KI schnellste
00:06:17: und nachhaltigste Routen genommen werden und damit eben auch glaseverlingert werden können.
00:06:21: Ja, du sprichst das mit der Routenplanung an.
00:06:25: Ich sehe das jeden Tag, wenn ich bei Google Maps die CO2-Sparrenste Routen angezeigt bekomme.
00:06:29: Wie sieht es denn jetzt mit der sozialen Nachhaltigkeit aus?
00:06:32: In Bezug auf die Soziale Säule sind wir, denke ich, an bereits vielen Stellen im Alltag
00:06:38: mit KI-Systemen in Kontakt, die uns tatsächlich auch das Leben erleichtern, würde ich sagen,
00:06:43: sei es in Abfragen in Suchmaschinen, um schnell an Wissen zu gelangen oder online Übersetzungstools
00:06:48: und mit anderssprachigen Menschen in Kontakt zu treten, sei es auch, dass vielen vielleicht
00:06:53: gar nicht so bewusst in der Optimierung von Fahrplänen, von öffentlichen Verkehrsmitteln,
00:06:58: sodass Anschlüsse gut erreicht werden können und und und.
00:07:01: Also, so siehst KI ist schon vielerorts auch für unser Wohl im Einsatz.
00:07:06: Ein weiteres Beispiel, das mehr aus dem unternehmerischen Kontext ist, ist auch ein Projekt zur Schichtplanung
00:07:12: bei uns, das wir gemeinsam mit Umschlaghallen durchgeführt haben.
00:07:16: Dort haben wir mittels KI-Schichteinsatzpläne auf Basis von Prognosen für einen längeren
00:07:20: Zeithorizont erstellt und somit eine gute Grundlage geschaffen, den Mitarbeitenden
00:07:25: eine bessere Planungssicherheit zu geben.
00:07:27: Das hat wirklich direkte Auswirkungen auf deren Work-Life-Balance, deren Planung von Kinderbetreuung
00:07:33: zum Beispiel und so weiter.
00:07:35: Und außerdem konnten wir damit auch eine Situation schaffen, in der eine Überbelastung vermienen
00:07:41: wird, dadurch, dass eben zu wenig Personal zur Verfügung steht, falls mal einfach mehr
00:07:45: zu tun ist.
00:07:46: Und natürlich kann man sich dabei auch denken, dass all diese Aspekte auch wirklich einen
00:07:49: positiven ökonomischen Einfluss auf die Unternehmen haben.
00:07:52: Aber wie eingangs gesagt, das möchte ich gerne einfach nochmal betonen, wie bei jeder Technologie
00:07:57: geht es also darum, KI sinnvollen für sinnvolle Anwendungen und im richtigen Maß einzusetzen?
00:08:01: Ja, über den Einsatz wollen wir gleich noch ein bisschen detaillierter sprechen.
00:08:06: Ich habe mir noch aufgeschrieben, du hattest eingangs gesagt, dass sie in der Abteilung
00:08:10: Daten nutzt, um Transparenz zu schaffen.
00:08:12: Kannst du vielleicht kurz erklären, was das genau bedeutet und wofür das gut ist?
00:08:17: Wir nutzen bei uns explizit im Bereich Supply Chain Services oft den Begriff "digitale
00:08:23: Transparenz".
00:08:24: Es bedeutet, dass wir anhand gesammelter und gemessener Daten komplexe Zusammenhänge
00:08:28: erkennen können, die vorher einen Mensch nicht im Stande war zu sehen, weil sie eben
00:08:32: oft mit bloßem Auge oder mit Experten wissen, nicht wirklich erkennbar sind.
00:08:37: Und solch eine Transparenz kann beispielsweise aufzeigen, an welchen Stellen Ressourcen unnötig
00:08:42: verbraucht werden oder verschwendet werden.
00:08:45: Und wenn ich dann diese Daten habe und dann entsprechend mit zusätzlichem Expertenwissen
00:08:51: anreichere, kann diese Verschwendung nach und nach reduziert werden.
00:08:55: Wenn wir das Ganze jetzt mal in den Kontext der Nachhaltigkeit setzen, aber zuerst in
00:09:00: Bezug auf die Solle der Ökologie, ich habe vorher in dem gleichen Kontext schon über
00:09:05: die Ressource Energie gesprochen.
00:09:06: Es ist ja so, dass ihr bis dato noch nicht zu 100% Energie aus regenerativen Quellen
00:09:11: beziehen.
00:09:12: Und das ist nach wie vor eine endliche Ressource, auch wenn wir es uns oft anders wünschen.
00:09:17: Und jetzt ist es so, dass es ganz oft Unternehmungen gibt, wo verschiedene Verbraucher vorhanden
00:09:24: sind, also sei es zum Beispiel in der Produktion, mit vielen verschiedenen Maschinen, Anlagen,
00:09:28: etc.
00:09:29: Und daher ist dann auch entsprechend ein sehr komplexer Energieverbrauch.
00:09:34: Teilweise ist aber Unternehmen nicht bekannt, welche Maschine, wie viel Energie verbraucht,
00:09:38: da diese Daten insbesondere an älteren Anlagen auch oft nur auf Publikalebene betrachtet
00:09:44: werden.
00:09:45: Und das heißt, dass der erste Schritt erstmal die Erfassung dieser Energieverbraucher auf
00:09:50: ein Anlagenbasis ist.
00:09:52: Und wenn ich diese Daten habe, kann ich Optimierungen davon durchführen.
00:09:56: Zum Beispiel kann ich meine Produktion besser takten, um Stillstand zu vermeiden oder gezielte
00:10:01: Anlagen ins Zentralmodus fahren und so weiter.
00:10:03: Okay, Ökologie, das leuchtet für mich ein.
00:10:07: Wie sieht es mit der Ökonomie aus?
00:10:08: Ja, auch wie vorher schon genannt, all diese Aspekte wissen meistens ja auch irgendwie
00:10:12: mit der Ökonomie verbandelt, denn Energie kostet in diesem Beispiel auch Geld.
00:10:17: Und außerdem ist es auch effizienter, Produktionssysteme sinnvoll auszulasten, keine unnötigen Schichten
00:10:23: zu fahren und Last but not least auch die Mitarbeiterin sind voll auszulasten.
00:10:28: Und damit kommen wir dann auch zur dritten Säule, der sind die sozialen Säule, denn
00:10:32: solche Transparenz ermöglicht es auch, gesunde Arbeitsplätze zu generieren, wenn ich weiß,
00:10:37: wie stark sich ein Arbeitsprozess auf Mitarbeitende denn auch wirklich auswirkt.
00:10:41: Dann kann ich nämlich den Tag so gestalten, dass diese wirklich langfristig und frohe
00:10:45: Hätigkeiten ausüben können.
00:10:46: Okay, ich höre raus, dass sich KI und Nachhaltigkeit, wenn man in diesen drei Säulen, denkt, nicht
00:10:52: ausschließen.
00:10:53: Trotzdem ist es ja so, dass KI relativ viele Ressourcen benötigt.
00:10:56: Ja, wie geht ihr denn jetzt an diese Herausforderungen dann heran?
00:11:00: Ja, das stimmt, da hast du recht, auch KI benötigt Ressourcen und ist nicht per se nachhaltig.
00:11:05: Und auch hier sind alle drei Säulen der Nachhaltigkeit betroffen.
00:11:08: Einerseits die Säule der Ökologie, war Strom bereits angesprochen, aber auch Daten müssen
00:11:15: gespeichert werden und Speichermedien werden bei großen Datensätzen oft auch wassagekühlt.
00:11:19: Die derzeit größten Faktor stellt wahrscheinlich die Ökonomie dar.
00:11:23: Die KI-Entwicklung ist nach wie vor teuer.
00:11:25: Es gibt wenige Experten in diesem Gebiet, es kostet viel Zeit.
00:11:28: Es gibt noch wenige Systeme von der Stange sozusagen und die Generierung von Daten ist
00:11:35: oft auch nicht unbedingt kostengünstig.
00:11:37: Und Last but not least gibt es da immer noch auch den Menschen.
00:11:41: Und der Mensch möchte auch von KI-Systemen überzeugt werden und das geht aktuell nicht
00:11:45: so leicht, denn KI-Systeme sind nicht leicht zugänglich, sie erfordern eine hohe Expertise
00:11:51: und viel wertvolle Arbeitszeit, die notwendig ist, um sie zu entwickeln.
00:11:55: Und aktuell gibt es auch wenig Vertrauen in diese Technologie, wenn sie insbesondere
00:12:01: für wichtige Zwecke eingesetzt wird.
00:12:03: Also um das mal zusammenzufassen, es gibt einige Ressourcen, die für die Generierung
00:12:07: einer nachhaltigen KI-Lösung betrachtet werden müssen.
00:12:10: Das ist die Energie, Daten und der Mensch.
00:12:13: Okay, bleiben wir zu Beginn mal bei der Ressource Energie, einfach weil die, wie ich jetzt auch
00:12:18: schon mehrfach gesagt habe, ziemlich im Fokus steht in der Öffentlichkeit.
00:12:22: Warum braucht denn KI eigentlich so viel Energie und gibt es da vielleicht Ansätze, das zu
00:12:26: verbessern?
00:12:27: So vereinfacht kann man sagen, dass KI einerseits für die Entwicklung und andererseits für
00:12:32: den produktiven Einsatz Energie verbraucht.
00:12:34: Für die Entwicklung braucht es aber wesentlich mehr Energie, weshalb ich das Thema gerne
00:12:38: hier in den Fokus setzen möchte.
00:12:40: Und um nochmal eine kleine Differenzierung von KI durchzuführen, ich möchte mich insbesondere
00:12:47: in diesem Kontext befassen. Also das bedeutet, dass es maschinelles Lernen, ein System lernt
00:12:54: auf Basis vorhandener Daten selbstständig Zusammenhänge und dabei ist der Mensch nur
00:12:59: derjenige, der vorgibt, wie das System diese Zusammenhänge erkennen soll. Das heißt, Daten
00:13:04: werden dann beispielsweise gruppiert, miteinander verglichen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten
00:13:09: erkannt und so weiter. Und hier gilt dann, je größer ein Datensatz ist, desto länger braucht
00:13:16: dieser Prozess auch, also das maschinelle Lernen und desto größer ist auch der Verbrauch
00:13:20: an Energie. Wenn dieser Datensatz und auch noch komplex und qualitativ schlecht ist, werden
00:13:25: auch immer komplexere und damit rechnintensivere Algorithmen benötigt, damit man überhaupt
00:13:30: Zusammenhänge daran erkennen kann. Das prominenteste Beispiel ist hier wahrscheinlich auch wieder
00:13:35: ChatGPT, worüber wir auch schon gesprochen haben, denn dann kannst du sich ja vorstellen,
00:13:39: Sprache ist nicht immer einfach und hier denke ich gerade an die deutsche Grammatik
00:13:42: oder beispielsweise die englische Rechtsstreibung. Eine Lösung dafür ist die nur so möglichst
00:13:49: weniger und dabei möglichst qualitativ hochwertiger Daten. Es geht jetzt natürlich im Kontext der
00:13:53: Sprache nicht so einfach, aber in Unternehmen gibt es doch einige Use Cases, wo das möglich
00:13:58: ist. Dafür muss man aber auch ein gutes Verständnis für die Use Cases haben und auch entsprechend
00:14:04: die ganzen Daten, die dann zur Verfügung stellen, auch wirklich sauber aufbereiten
00:14:08: und für die weiteren Machine Learning Tätigkeiten auch vorbereiten. Ein Bestandteil davon kann
00:14:15: beispielsweise Data Center GAI sein. Kannst du das kurz erklären im Begriff?
00:14:20: Ja, dazu würde ich gerne kurz ausholen, denn bis dato liegt der Fokus in der Forschung
00:14:25: doch sehr stark auf der Generierung immer stärkere und performantere Modelle, die immer
00:14:29: besser Zusammenhänge aus schlechten Daten identifizieren können. Seit ein paar Jahren
00:14:36: hat sich aber ein neuer Trend entwickelt, und zwar eben Data Center GAI. Hier geht man
00:14:41: wieder back to the roots sozusagen und entwickelt Methoden, die Qualität der Daten erst zu
00:14:47: steigern, bevor man deren Zusammenhänge dann auch erst erlernt. Wenn das gelingt, können
00:14:52: dann auch einfacher und damit recheneffizientere Modelle herangezogen werden und nicht mehr
00:14:58: die stark performanten Algorithmen, auf denen der hauptsächliche Fokus in den letzten Jahren
00:15:03: in der Forschung lag. Also ich höre raus, bei Data Center GAI geht das hauptsächlich um
00:15:09: die Qualität der Daten. Hast du dafür vielleicht ein Beispiel für uns?
00:15:12: Ja, sehr gerne. Ein Beispiel ist das Labeling von Daten. Aber ich glaube, ich muss jetzt
00:15:17: erst mal erklären, was Labeling überhaupt ist, oder?
00:15:19: Ja, bitte.
00:15:20: Normalerweise werden Datenpunkten immer gewisse Zielinformationen hinzugefügt. Das können
00:15:25: beispielsweise Qualitätsinformationen von Bauteilen sein, also ist es gut oder ist es
00:15:29: schlecht oder ein Kraftstoffverbrauch bei bestimmten Routen und Routenalternativen,
00:15:35: wenn es um CO2 sparende Routen geht oder Preise für bestimmte Dienstleistungen, wenn es darum
00:15:41: geht, zukünftige Dienstleistungen vielleicht zu prognostizieren oder eben auch ein Grad
00:15:47: der Anstrengung für bestimmte Tätigkeiten. Wir hatten es vorher von der Mitarbeiterauslastung.
00:15:51: Und je nachdem, wie diese gemessen werden, ist diese Information eben nicht hundertprozent
00:15:57: exakt. Und oft werden eben Menschen für diese in Anführungsstrichen Messungen eingesetzt
00:16:03: und dabei können sich hier und da auch mal subjektive Eindrücke oder Flüchtigkeitsfehler
00:16:07: einschleichen. Aber nicht nur Menschen machen Fehler, auch maschinelle Messungen können
00:16:12: fehlerhaft sein, dadurch, dass man Sensoren ausfallen oder sie nicht richtig kalibriert
00:16:16: sind und und und. Und ich hatte ja erwähnt, dass DataCentric AI eine Lösung ist, um entsprechend
00:16:23: die Daten, also die Datenqualität zu steigern. Und ja, dieses Feld umfasst relativ viele
00:16:29: Methoden und dadurch, dass es relativ neu ist, ist auch noch nicht hundertprozentig klar,
00:16:33: war es jetzt wirklich dazu gehört und was nicht. Aber eine davon, wo man sich auch schon
00:16:37: relativ sicher ist, ist Confident Learning. Confident Learning, da ist glaube ich der Name
00:16:41: schon Programm, man möchte sich sicher sein, dass die Qualität der Daten auch wirklich
00:16:45: hervorragend ist, um dann später gutes Modell trainieren zu können.
00:16:49: Ja, Stichwort Daten, das passt wunderbar, dann sind wir ja schon bei dem zweiten Aspekt, den
00:16:54: du vorhin angesprochen hast, nämlich eben den Daten. Wie spielt denn Danachhaltigkeit
00:16:58: mit rein?
00:16:59: Ja, ein Aspekt ist auch die Datenmenge und damit meine ich jetzt nicht, wie viele Gigabyte
00:17:03: an Daten eben zur Verfügung stellen, sondern welche Art der Daten in welcher Menge vorliegen.
00:17:08: Denn ja, man kann sich vorstellen, KI kann unter anderem dafür verwendet werden, Tätigkeiten
00:17:14: durchzuführen, wofür es beispielsweise keine Fachexperten mehr gibt oder mehr gefunden
00:17:18: werden können und Beispiele hierfür könnten Warn-Eingangsprüfungen sein oder Qualitätssicherungen,
00:17:25: wo wirklich ja Experten ja diese Arbeit durchgeführt haben, aber eben nicht mehr nachbesetzt werden
00:17:30: können, aus Weihengrunden auch immer. Dort können beispielsweise KI-Systeme zur Anwendung
00:17:35: kommen, die dann auf Basis von Bildern beispielsweise trainiert werden. Und diese KI soll dann
00:17:40: also die Entscheidungsfähigkeit lernen zwischen richtigen und falschen Teilen oder zwischen
00:17:45: guten und schlechten. Um diese Unterscheidung aber lernen zu können, braucht es ja auch
00:17:50: Informationen über falsche oder schlechte Teile. Und diese sind oft wirklich schwer
00:17:54: zu kriegen, denn auch im Sinne der Nachhaltigkeit möchten Firmen möglichst nur gute Teile
00:17:59: produzieren oder auch ausliefern. Und in solchen Fällen sind unterschiedliche Lösungsansätze
00:18:04: denkbar. Also zum einen können bestehende Modelle wiederverwendet werden, die mit nur
00:18:08: wenigen zusätzlichen Daten und damit auch wenigen zusätzlichen negativen Daten auf
00:18:13: die eigenen Anwendungsfälle transferiert und angepasst werden, aber auch eine Synthesisierung,
00:18:19: Augmentierung der Daten ist denkbar, denn dadurch könnten beispielsweise Datenpunkte
00:18:24: insbesondere fehlerhafter Teile durch marginale Änderungen wirklich verfielfältigt werden
00:18:30: und damit eben ein ausgeglichener Datensatz geschaffen werden, wo das Lernen etwa viel
00:18:34: leichter fällt für das Modell.
00:18:36: Okay, jetzt haben wir Energieverbrauch und Daten. Der dritte Aspekt, der häufig in
00:18:42: der Diskussion oft mal vergessen wird, ist der Mensch. Wie adressiert ihr denn diesen
00:18:46: Aspekt bei euch?
00:18:47: Ein großer Fokus unserer Arbeit und insbesondere in der Gruppe Data-Efficient Automated Learning
00:18:53: ist es wirklich KI-Entwicklungen leichter und niederschwelliger zu machen. Und das bedeutet
00:18:58: auch insbesondere für Menschen und für Unternehmen. Und da spielen die bisher genannten Faktoren
00:19:04: mit rein, also auch Energie und Daten, aber oft mangelt es eben innerhalb Unternehmen an
00:19:09: der Expertise zu KI. Und wir stellen uns dann dabei die Frage, wie man hier aus technischer
00:19:15: Sicht Abhilfe schaffen kann. Und ein großer Aspekt dabei ist die Kapazität, die ein KI-Experte,
00:19:21: aber auch ein Domäne-Experter, also derjenige, der vom Prozess die größte Ahnung hat,
00:19:25: aufwenden muss, um ein KI-System zu trainieren. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn es
00:19:31: in Unternehmen wirklich wenige dieser KI-Experten gibt.
00:19:34: Wie muss ich mir dann die Arbeit eines KI-Experten überhaupt vorstellen?
00:19:39: Ja, der KI-Entwicklungsprozess kann, was man glaube ich gar nicht so sehr auf dem
00:19:45: Schirm hat, wirklich sehr eintönig und iterativ sein. Viele Schritte dabei sind trial and
00:19:50: error und ein Modell wird wirklich langsam und iterativ auf einen bestimmten Newscase
00:19:55: angepasst. Einerseits über die Auswahl des richtigen Algorithmus und andererseits über
00:20:00: das Fine-Tuning auf den Anwendungsfall über Stellschrauben, sogenannte Hyperparameter.
00:20:05: Wenn man diesen Prozess jetzt für jeden einzelnen Newscase und auch jede einzelne
00:20:12: Usecase-Variante, wenn man ihn wieder verwenden will, nochmal machen muss, kostet das wirklich
00:20:17: immens viel wertvolle Zeit. Ja, und hier kommt automatisiertes maschinelles
00:20:22: Lernen AutoML in Spielen.
00:20:24: Was hat es damit auf sich?
00:20:26: Wir hatten beispielsweise ein Projekt mit einem großen Partner, der eine eigene Data-Science-Abteilung
00:20:31: hatte, die zwar eine recht große Kapazität hatte, aber nur wenige Use-Cases umsetzen
00:20:37: konnte. Diese Abteilung hatte mehrere Fertigungslinien der gleichen Art mit KI-Systemen ausgestattet
00:20:43: und diese KI-Experten mussten für jede einzelne dieser Linien den gleichen Prozess der Entwicklung
00:20:50: nochmal durchführen, um diese KI-Lösung tatsächlich auch umzusetzen. Und es geht
00:20:54: noch weiter, denn über den kompletten Lebenszyklus einer KI-Lösung hinweg muss auch immer wieder
00:20:59: nachtrainiert werden, dass sich die Produkte und Use-Cases und Umgebungsbedingungen kontinuierlich
00:21:05: ändern können. Und durch unser AutoML-Framework war es also möglich, quasi per Knopfdruck
00:21:11: in Anführungsstrichen alle zeitintensiven iterativen Prozesse zu automatisieren und
00:21:15: somit viel wertvolle Zeit für neue Use-Cases zu gewinnen.
00:21:18: Alles klar, ja vielen Dank Paulina, für diesen sehr konkreten Einblick in die Praxis.
00:21:24: Ich möchte jetzt nochmal auf die Sustainable Development Goals eingehen, wo wir vorhin
00:21:28: schon über das SDG9 gesprochen haben. Es gibt auch das achte Ziel, dass sehr gut in
00:21:34: die soziale Säule passt, d.h. menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum. Wie passt
00:21:40: das denn in den Kontext der KI-Entwicklung?
00:21:42: Ja wie vorhin schon erwähnt hat die Gruppe Data-Efficient Automated Learning in Fokus
00:21:46: darauf, KI-Technologie so zu vereinfachen, dass mehrere Berufsgruppen und Unternehmen
00:21:53: einen Zugang dazu finden. Damit wollen wir einerseits zum Wirtschaftswachstum beitragen,
00:21:58: aber auch eine Möglichkeit bieten, dass Berufsgruppen sich im Bereich KI weiterentwickeln können,
00:22:03: ohne das explizit studiert zu haben. Aber wir betrachten das Prima aus einer sehr technischen
00:22:09: Perspektive, sind da aber auch sehr viel im Austausch mit Sozialwissenschaften.
00:22:13: Gut, dann fasse ich bis zu diesem Punkt mal zusammen. Wir haben gesehen, was Nachhaltigkeit
00:22:18: bedeutet, welche Herausforderungen es eigentlich gibt und auch jetzt schon was konkreter Lösungen
00:22:24: sein können. Die waren jetzt häufiger mal auf eine bestimmte Herausforderung gemünzt.
00:22:29: Wenn ich jetzt auf der Suche nach einer Lösung bin, die alle drei Säulen der Nachhaltigkeit
00:22:34: umfasst, wie muss dann dann eine KI aussehen, damit die ganzheitlichen so einem Produkt
00:22:40: eingesetzt werden kann?
00:22:41: Ja ich würde sagen, das ist derzeit leider nicht so einfach zu beantworten. Es braucht
00:22:47: für wirklich jeden Use Case eine Abwägung, welche herangehensweise denn gerade die sinnvollste
00:22:52: und damit nachhaltigste ist. Erst mal auf der Makro-Ebene. Ich hatte Eingang schon gesagt,
00:22:57: dass es davon abhängt, wie das Werkzeug KI eingesetzt wird. Und meine Augen sollte es
00:23:02: nur dann eingesetzt werden, wenn es wirklich sinnvoll ist. Das ist zumindest nach meiner
00:23:06: Meinung dann gegeben, wenn es beispielsweise einen großen Expertenmangel gibt oder zusammenhängisch
00:23:12: wer zu verstehen sind oder eben die Transparenz fehlt. Steigt man dann auf die Mikro-Ebene,
00:23:17: haben wir ja gesehen, dass sich der Verbrauch der Ressourcen gegenseitig auch bedingt.
00:23:22: Der Energieverbrauch ist abhängig von der Datensituation. Diese zu verbessern benötigt
00:23:26: auch wiederum Energie. Und das Zündling an der Waage in beiden Richtungen bildet dann
00:23:31: der Mensch. Der ist für die Entwicklung, Wartung und Instandhaltung von KI absolut notwendig.
00:23:38: Und je nach Situation, in der sich das Unternehmen befindet, sind unterschiedliche Herangehensweisen
00:23:43: notwendig, um KI nahhaltig zu entwickeln und einzusetzen. Und ich denke, hier braucht
00:23:48: es insbesondere noch gemeinsame Arbeit zwischen Unternehmen und der Forschung, um die derzeit
00:23:53: stark mangelnden Ressourcendaten und Mensch besser abbilden zu können und besser ins
00:23:57: Boot holen zu können bei der KI-Entwicklung und natürlich immer unter dem Aspekt des
00:24:02: Energieverbrauchs.
00:24:03: Okay, damit sind wir auch fast schon am Ende angelangt. Wir haben jetzt ziemlich ausführlich
00:24:07: auf das Thema Ressourcenspande und nachhaltige künstliche Intelligenz geblickt. Ich fasse
00:24:12: jetzt am Ende gerne nochmal kurz zusammen, was ich für mich aus dem Podcast mitnehme.
00:24:17: Also zum einen hast du uns erklärt, dass Nachhaltigkeit nicht nur aus ökologischer
00:24:20: Nachhaltigkeit besteht, sondern auch aus den Aspekten soziales und ökonomischer Nachhaltigkeit.
00:24:27: Dann haben wir gelernt, dass KI Herausforderungen mit sich bringt, aber auch eingesetzt werden
00:24:32: kann, um zum Beispiel Prozesse oder Anwendungen nachhaltiger zu machen und dass man unbedingt
00:24:36: auch auf die drei Ressourcen Energieverbrauch, Daten und natürlich den Mensch schauen sollte.
00:24:41: Und jetzt am Ende hast du noch ganz schön gesagt, dass es eine Verbesserung der Datensituation
00:24:46: braucht, die unter anderem durch die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Unternehmen geschehen
00:24:51: könnte. Das ist ja etwas für das Frauenhofer wirklich sehr steht. Was ist denn so dein
00:24:57: Fazit und was steht bei euch in der Forschung als nächstes an?
00:25:00: Ja, all die heute besprochenen Ressourcen sind ein Grund, KI noch nicht flächendeckend
00:25:06: in Unternehmen wirklich sinnbringend einzusetzen. Wir sehen aber wirklich ein sehr großes
00:25:11: Potenzial im Einsatz für KI, insbesondere für nahhaltige Zwecke und zur Schonung anderer
00:25:16: Ressourcen, die jetzt aktuell auf andere Art und Weise nicht möglich sind. Und aus diesem
00:25:20: Grund forschen wir auch weiterhin daran, KI einfacher zugänglich zu machen für Menschen
00:25:25: und Unternehmen.
00:25:26: Super, da wünsche ich euch viel Erfolg bei eurer Arbeit. Danke Paulina, dass du mit
00:25:30: dem Podcast dabei warst.
00:25:32: Vielen Dank.
00:25:32: [Aufregende Musik]
Neuer Kommentar